Die Trauer nach dem Tod meines Angehörigen

Die hier aufgeführten Informationen sollen Angehörigen helfen, die eigenen Emotionen, Gedanken und Handlungen im Trauerprozess besser zu verstehen und Mut machen, zu den eigenen Gefühlen zu stehen, sich Zeit zu lassen und bei Bedarf Unterstützung in Anspruch zu nehmen. Das Phasenmodell (Kast) und das Duales Prozess Modell (Stroebe und Schut) werden vorgestellt.

Der Tod eines*r Familienangehörigen oder Freundes*Freundin wirft viele Fragen auf und bringt verschiedene Bedürfnisse und Reaktionen mit sich. Trauer ist ein Prozess, der lange Zeit anhalten kann und sehr individuell abläuft. Es gibt verschiedene Trauermodelle, die dabei helfen können sich selbst in der eigenen Trauer besser zu verstehen. Zur Veranschaulichung von Trauerverläufen werden hier zwei verschiedene Modelle betrachtet.

Die Psychologin Verena Kast (2018) beschreibt vier Trauerphasen, die nach dem Verlust eines geliebten Menschen durchlaufen werden.

  • Die erste Phase des „Nicht-Wahrhaben-Wollens“ ist ähnlich wie ein Schockzustand in dem Gefühle wie Verzweiflung und Verwirrung dominieren. In dieser akuten Phase ist es wichtig, Hilfe und Unterstützungen anzunehmen.
  • In der zweiten Trauerphase wird der Verlust immer greifbarer. Dadurch nehmen Gefühle wie Trauer, Schmerz, Wut und Angst immer mehr Raum ein. Mögliche Reaktionen sind Grübeln, Gedankenleere, Gedankenrasen, Schuldgefühle, Rückzug oder aggressives Verhalten. Trauer kann auch einen Einfluss auf die Leistungsfähigkeit haben. Möglicherweise leiden Menschen unter Konzentrationsschwierigkeiten, anhaltender Müdigkeit, Appetitveränderungen und Schlafstörungen. Wichtig in dieser Phase ist vor allem das Zulassen der aufkommenden Gefühle.
  • Die dritte Phase kennzeichnet das Suchen und Sich-Trennen. In dieser Phase wird an das gemeinsame Leben erinnert, frühere gemeinsame Orte oder das Grab besucht und Gewohnheiten des*der Verstorbenen übernommen. Dadurch entsteht bei dem*der Hinterbliebenen ein starkes Begegnungsgefühl, was als heilend wahrgenommen werden kann.
  • In der letzten Phase kehrt allmählich wieder innere Ruhe zurück. Der*Die Hinterbliebene kann den Tod nun akzeptieren und die Trauer tritt in den Hintergrund. Das Leben geht weiter und es können neue Pläne geschmiedet werden.

Das Duale Prozessmodell (Stroebe und Schut, 1999) hingegen beschreibt die Verarbeitung von Trauer als einen dynamischen Prozess, der durch ein Hin- und Herpendeln zwischen zwei Polen gekennzeichnet ist. Trauerbewältigung findet Stroebe und Schut zufolge auf der einen Seite „verlustorientiert“ und auf der anderen Seite „wiederherstellungsorientiert“ statt. Trauernde richten also abwechselnd ihre Aufmerksamkeit auf die Auseinandersetzung mit der Trauer und dann auf andere Themen, die als eine Energiequelle für den*die Trauernde*n dienen können. Es geht also um ein Oszillieren zwischen zwei wichtigen Faktoren in der Trauerarbeit und der abwechselnden Konfrontation und Vermeidung der unterschiedlichen Aufgaben dieser Faktoren. Dieses Modell beleuchtet wie wichtig die Konfrontation mit dem Verlust, aber auch die richtige Dosierung ist. Es ist wichtig, dass Trauernde auch Pausen von der Trauer nehmen und die Aufmerksamkeit auf schöne Dinge richten.

Es tut gut mit Freund*innen und der Familie über die eigenen Gefühle, Sorgen und Ängste zu sprechen. Es kann auch sehr hilfreich sein, mit Menschen zu sprechen, die das gleiche erlebt haben. Hierfür gibt es in vielen Städten Selbsthilfegruppen, die einen Austausch ermöglichen und Trost spenden können. Hilfreich kann auch ein Gespräch mit einer neutralen Person sein. Hospizdienste bieten die Möglichkeit zum vertrauensvollen Gespräch.

Hilfreiche Informationsseiten im Internet zum Thema Trauer:

Deutschland:

www.trauer.de

www.gute-trauer.de

www.wegweiser-hospiz-palliativmedizin.de

Ratgeber

  • Ich begleite dich durch deine Trauer, Jorgos Canacakis (Kreuz Verlag 2013)
  • Was bei Trauer gut tut. Hilfen für schwere Stunden, Roland Kachler (Kreuz Verlag 2012)
  • Für immer anders – das Hausbuch für Familien in Zeiten der Trauer und des Abschieds, Mechthild Schroeter-Rupieper (Schwabenverlag 2009)

Zusatzinformationen

Interessenskonflikte: Keine
Autor*innen: Nadine Thelen, Klinische Psychologin, M.Sc. Psychologie, DIVI Sektion Psychologische Versor-gungsstrukturen in der Intensivmedizin
Redaktion: Mag. Dr. Magdalena Hoffmann, MSc, MBA
Datum: 30.03.2021
Version: 1.0
Copyright-Vermerk für Fotos: Maria Brauchle
Weiterführende Literatur:
• Kast, Verena. Trauern: Phasen und Chancen des psychischen Prozesses. Verlag Herder GmbH, 2018. • Stroebe, Margaret, Schut, Henk (1999): „The dual process model of coping with bereave ment: ra-tionale and description”, in: Death Studies, Vol. 23, Nr. 3, S. 197-224. • Monika Specht-Thomann, Doris Tropper, Zeit des Abschieds, Sterbe- und Trauerbeglei tung, Düsseldorf, Patmos 1999 Bergsträsser E, Cignacco E. (2015) Pelican. Paediatric End-of-Life Care Needs in Switzer-land. Wie Kinder in der Schweiz sterben. Studienbericht: https://www.unibas.ch/dam/jcr:088fb158-455a-4e7d-886a-b710fe338875/Pelican_DE.pdf.  
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