Delir- was ist mit meinem Kind los?

Ein Delir ist eine Reaktion des Gehirns auf die vielen Stressfaktoren, die aktuell auf Ihr Kind einwirken. Besonders auf Intensivstationen kommt es bei Kindern häufiger vor. Verständlicherweise kann das auch belastend für Sie als Angehörige*r sein. Hier erfahren Sie, welche Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten es gibt.

Wie zeigt sich ein Delir?
Möglicherweise haben Sie das Gefühl, Ihr Kind in seinem Verhalten kaum wiederzuerkennen. Das kann ein wichtiger Hinweis auf ein Delir sein. Es könnte besonders ängstlich, unruhig oder sogar aggressiv sein – oder im Gegenteil sehr ruhig und teilnahmslos wirken. Manche Kinder sind plötzlich vergesslich oder konzentrieren sich nicht mehr so wie gewohnt. Es kann auch sein, dass es Schwierigkeiten hat, klar zu sprechen oder dass es Dinge sieht oder hört, die gar nicht da sind. Der Tag-Nacht-Rhythmus kann durcheinandergeraten, sodass Ihr Kind tagsüber schläft und nachts wach ist. Ihr Kind kann auch untröstlich sein, selbst mit den gewohnten Beruhigungsversuchen, die sonst wirken. Diese Symptome treten oft plötzlich auf und können schwanken.

Was sind die Ursachen für ein Delir? Es gibt viele Gründe, warum ein Delir bei Kindern auftreten kann:
1. Medizinische Ursachen: Ein Delir kann Resultat bestimmter schwerer Erkrankungen oder Infektionen, sowie eine Nebenwirkung bestimmter Medikamente wie Schmerz- oder Beruhigungsmittel sein. Auch eine künstliche Beatmung oder ein langer Krankenhausaufenthalt sind Risikofaktoren. Ebenfalls begünstigen medizinische Eingriffe wie Operationen, Zugänge und Katheter diesen Zustand.
2. Risikofaktoren bei Kindern: Besonders junge Kinder, sowie solche mit einer neurologischen oder entwicklungsbedingten Störung sind häufiger betroffen. Ein bereits überstandenes Delir erhöht die Wahrscheinlichkeit eines erneuten Auftretens. Außerdem können ein schlechter Ernährungszustand oder das Fehlen der Familie im Krankenhaus das Risiko ebenfalls erhöhen.
3. Umgebungsfaktoren: Die ungewohnte Umgebung, laute Geräusche oder grelles Licht können zusätzlichen Stress verursachen. Ein veränderter Tag-Nacht-Rhythmus ist einerseits eine Folge der veränderten Wahrnehmung und andererseits begünstigt er die Aufrechterhaltung eines Delirs. Ebenso der Bewegungsmangel und das lange Liegen im Bett.

Wie wird ein Delir behandelt?
Das Behandlungsteam in der Klinik wird Ihr Kind regelmäßig auf ein Delir prüfen und alles tun, um es zu behandeln. Oft wird das Delir durch eine Kombination von Maßnahmen behandelt, wie z.B. eine gute Schmerzkontrolle, die Behandlung von Infektionen oder das Wiederherstellen des Tag-Nacht-Rhythmus. Eine ausgewogene Ernährung und genug Flüssigkeit sind ebenfalls wichtig. Manchmal werden auch Medikamente eingesetzt, um das Delir schneller zu lindern. Wichtig ist, dass das Behandlungsteam eng mit Ihnen zusammenarbeitet und Sie immer darüber informiert, wie es Ihrem Kind geht.

Auch Sie als Familie können helfen, indem Sie beruhigend auf Ihr Kind einwirken und ihm Sicherheit geben. Hier finden Sie Informationen zum Umgang mit einem Delir. Wenn Ihr Kind ein Delir entwickelt hat, kann das verständlicherweise Verunsicherung bei Ihnen auslösen. Daher gibt es eine wichtige Nachricht für Sie: ein Delir kann behandelt werden und ist ein vorübergehender Zustand.

Im Rahmen des vom Gemeinsamen Bundesausschuss (GBA) geförderten, multizentrischen Projekts NoPICS-Kids werden Geschwisterkinderkinderbesuche auf Kinderintensivstation regelhaft umgesetzt. Informationen zum Projekt finden Sie auf der Website:  www.nopicskids.de.

 

 

Zusatzinformationen

Interessenskonflikte: Keine
Autor*innen: Dr. M.Sc. Psych. Chu-Won Sim, Psychologin
Redaktion: Dr. Marie-Madlen Jeitziner (DGKP) PD. Mag. Dr. Magdalena Hoffmann, MSc, MBA (DGKP)
Datum: 13.06.2025
Version: 2.0
Copyright-Vermerk für Fotos: Das abgebildete Foto wurde mit Hilfe künstlicher Intelligenz (DALL·E, OpenAI) erstellt und dient ausschließlich der symbolischen Darstellung. Es zeigt keine realen Personen oder tatsächliche Behandlungssituationen.
Weiterführende Literatur:

Marston, M. & Schnidrig, S. (2021). Jedes Kind als delirgefährdet betrachten. PflegeIntensiv 1, 54-59. https://www.researchgate.net/publication/349312106_Jedes_Kind_als_delirgefahrdet_betrachten;

Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Bereich Pflegeforschung, Umgang mit Kindern mit Delir https://www.uksh.de/uksh_media/Dateien_Pflege/Pflegeforschung/Delir/Delir_Flyer+f%C3%BCr+die+Eltern+deliranter+Kinder-p-705166.pdf;

Projekt NoPICS-Kids- Kinderintensivmedizin neu gedacht, https://nopicskids.de/;

Lindemann-Wittke, D. (2024). Kindliches Delir erkennen und behandeln. JuKiP - Ihr Fachmagazin für Gesundheits- und Kinderkrankenpflege 13(05), 206-220.; https://www.thieme-connect.com/products/ejournals/html/10.1055/a-2366-4708?casa_token=m9I1m7EEAjsAAAAA:TAjHjE9EG2M5u5W0CVCW0-OoEr7U1CJpuNyM3jmnp69yqACPNVtj_4q4vfCd43ksiN4NMh2Y5GkTvDs
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