Möglicherweise machen Sie sich Gedanken darüber, wie Ihr Kind die Erfahrung der Intensivstation verarbeiten wird und ob es möglicherweise dadurch „traumatisiert“ sein könnte. In diesem Beitrag erfahren Sie, was unter Trauma verstanden wird und wie Sie als Angehörige*r unterstützend wirken können.
Was ist ein Trauma?
Der Begriff „Trauma“ wird im Alltag oft verwendet – in der Fachsprache ist damit ein Ereignis gemeint, dass das körperliche und/oder seelische Wohlbefinden stark bedroht und vorübergehend die eigenen Bewältigungsmöglichkeiten überfordert. Dazu kann zum Beispiel auch das Erleben einer schweren Erkrankung oder eines Unfalls gehören. Man spricht hier von einem potenziell traumatisierenden Ereignis.
Es ist wichtig zu wissen: nicht jedes potenziell traumatisierende Ereignis führt automatisch zu einer Traumafolgestörung. Aus der Forschung weiß man, dass nicht das bloße Ereignis, sondern die Verarbeitung dafür entscheidend ist. Daher gilt es zuversichtlich zu bleiben: auch wenn Ihr Kind Belastendes erlebt hat, gibt es viele Dinge, die jetzt und später bei der Verarbeitung helfen können.
Was kann ich als Angehörige*r tun?
Das Wichtigste ist einfach da zu sein. Sie müssen nicht alles „perfekt“ machen – es ist gut, wenn Sie aufmerksam bleiben und das tun, was gerade möglich ist.
Das kann Ihrem Kind helfen:
• Sicherheit und Orientierung: Erklären Sie altersgerecht, wo es ist, was passiert – und dass Sie da sind. Wenn nötig, auch mehrmals.
• Verlässliche Nähe: Ihre ruhige Anwesenheit vermittelt dem Kind Vertrauen.
• Zuversicht: Sagen Sie Ihrem Kind, dass sie diese Zeit gemeinsam schaffen werden und sich wieder eine Normalität einstellen wird.
• Raum für Gefühle: Ermutigen Sie Ihr Kind über Gedanken und Gefühle zu sprechen – ohne es dazu zu drängen.
• Schutz vor weiteren Belastungen: Vermeiden Sie zusätzliche Stressfaktoren wie negatives Sprechen über die Situation oder starke emotionale Ausbrüche in der Nähe des Kindes.
Für sich selbst sorgen
Auch wenn Ihr Fokus auf dem Wohl Ihres Kindes liegt: Ihr eigenes Wohlbefinden ist genauso wichtig. Sie haben die Herausforderung für Ihr Kind zu sorgen und dabei auch die eigene Stabilität im Auge zu behalten. Es ist vollkommen verständlich, wenn sich das auch emotional bemerkbar macht. Umso wichtiger ist es, gut für sich selbst zu sorgen:
• Gönnen Sie sich kleine Pausen und tun Sie Dinge, die Ihnen Kraft geben.
• Sprechen Sie mit Menschen, die Ihnen gut tun.
• Nutzen Sie das Angebot der psychosozialen Mitarbeitenden auf der Station– sie sind genau für solche Situationen da.
Wie geht es weiter?
Traumafolgestörungen zeigen sich oft erst mit etwas zeitlichem Abstand zum belastenden Ereignis. Deshalb ist es sinnvoll, auch nach der Entlassung aufmerksam zu bleiben. Wenn Sie unsicher sind oder sich Sorgen machen, sprechen Sie mit Fachpersonen: der Kinderarzt oder die Kinderärztin kann eine hilfreiche, erste Anlaufstelle sein, und auch das psychosoziale Team der Intensivstation bietet häufig noch Gespräche nach Entlassung an.
Zusatzinformationen
Autor*innen: Dr. M. Sc. Psych. Chu-Won Sim, Psychologin
Redaktion: PD. Mag. Dr. Magdalena Hoffmann, MSc, MBA,RN, Dr. Marie-Madlen Jeitziner,RN, Maria Brauchle, RN
Datum: 22.08.2025
Version: 1.0
Copyright-Vermerk für Fotos: Julia Brunner
Weiterführende Literatur:
• Informationen zum Umgang mit Kindern in Krisen AETAS Kinderstiftung https://www.aetas-kinderstiftung.de/
• Buchempfehlung: Tita Kern „Wenn das Leben kippt- Ein hilfreicher Kompass für Eltern in Lebenskrisen“ https://www.aetas-kinderstiftung.de/ueber-uns/wie-wir-arbeiten/unsere-buecher/wenn-das-leben-kippt/
• Übungen zur Selbstfürsorge: https://institut-berlin.de/downloads/uebungen/
• Im Rahmen der multizentrischen, G-BA geförderten Studie NoPICS-Kids arbeiten Psychologinnen und Psychologen teamintegriert auf den teilnehmenden Kinderintensivstationen mit dem Ziel frühzeitig Traumafolgestörungen vorzubeugen.
Mehr Informationen unter www.nopicskids.de